März 2020

Ich habe wieder mal einen guten Zeitpunkt erwischt, nur wenige Kunden sind im Markt unterwegs, meist alleine, oder höchstens zu zweit. Kein Gedrängel vor den Regalen. Jeder ist sichtlich bemüht Abstand zu halten.

Es ist leise, sehr leise. Kein Geplauder oder munteres Kinderplappern wie früher an einem Samstagnachmittag. Als hätte das Corona Virus uns das Sprechen verboten. Hat es nicht. Nur Abstand halten beim Sprechen gehört nun leider zur täglichen Routine.

Die Regale sind heute unerwartet voll. Ich brauche nicht zu improvisieren und meinen Speiseplan umzustellen, wie in der vergangenen Woche. Es ist alles erhältlich was ich benötige. Und an der Tiefkühltruhe angekommen lacht mein Herz und freut sich: mein Lieblingsgemüse ist endlich wieder vorrätig. Ich nehme zwei Packungen mit, eine auf Vorrat. Vorsichtshalber.

Mir fällt auf, dass fast alle Kunden Einmalhandschuhe tragen. Ich habe keine. Vor einer Woche stand ich noch vor dem Regal und überlegte, ob ich eine Packung mitnehmen sollte. Aber tat es nicht, hielt es für übertrieben, denn vor und nach dem Einkaufen gründlich Hände waschen reicht doch, dachte ich. Nun stehe ich wieder vor dem Regal – und diesmal wird mir die Entscheidung abgenommen, denn der Platz ist leer. Ok, dann eben keine Handschuhe. Aber Handcreme wäre toll, für meine armen Hände, die unendlich leiden, weil sie durch das häufige, lang anhaltende Waschen mittlerweile so trocken und rissig sind, wie noch nie vorher in meinem Leben. Ich habe Glück, zwar nur noch fünf Tuben im Regal, aber mir reicht ja eine davon. Ich werfe noch einen kurzen Blick auf die andere Seite, zum Hygiene Regal. Nur interessehalber.

Alles leer. Kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Aber bin doch froh, dass ich weder Toilettenpapier, noch Küchenrollen dringend benötige. Nein, ich hab nicht gehamstert. Sondern kaufe von jeher immer je eine Packung auf Vorrat. Mehr ist nicht nötig.

Vor der Kasse angekommen sehe ich sofort, dass es außer den schon gewohnten Abstandsmarkierungen auf dem Boden wieder neue Sicherheitsvorkehrungen gibt.. „Bitte legen sie ihre Ware mit deutlichem Abstand zum nächsten Kunden aufs Band“. Es gibt aus Hygienegründen keine Platzhalter, Trennstäbe, mehr am Fließband. Die Kassiererin sitzt nun in einer Art Plexiglas-Häuschen. Auch hier, wie häufig im Markt, der Hinweis: „Bitte Abstand halten“. Das Gerät für die EC Karten Zahlung ist nun außerhalb vom Plexiglas angebracht. Als ich meine Pin Nummer eingebe beschleicht mich ein mulmiges Gefühl. Mit Handschuhen an den Händen würde ich mich jetzt besser fühlen, bestimmt.

Ich nicke der Kassiererin freundlich zu, wir wünschen uns ein schönes Wochenende. Bemühen uns um Normalität. Beide.

Draußen bleibe ich auf dem Weg zum Auto unvermittelt stehen. Ich habe plötzlich das Bedürfnis ihn festzuhalten, diesen Moment, so normal, und doch so besonders:  Die Sonne wärmt mir mein Haar und eine leichte Brise angenehm frischer Luft streichelt mein Gesicht. Wie schön, freut sich mein Herz. Es tut so gut, schwärmt meine Seele.

.. Genießen und Abstand halten , sagt mein Verstand.

Allen die sich hier auf meinen Blog verirren, wünsche ich von Herzen:

Kommt gut durch diese schwere Zeit, verzweifelt nicht, bleibt zuversichtlich, passt auf euch und eure Lieben auf

und bleibt gesund.

Alles Liebe,

Wally

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Auf dem Weg

Schon wieder zwei Jahre vergangen,

zwei Jahre Stillstand hier,

ohne ein geschriebenes Wort,

blieb stumm , mein Blog,

als wäre die Zeit stehen geblieben.

Ist sie natürlich nicht.

Denn auf die Zeit ist Verlass,

sie bewegt sich stetig weiter, bleibt immer im Takt,

auch wenn wir denken stillzustehen,

und aus dem Takt uns fühlen.

Die Zeit bewegt sich weiter, bewegt

uns

weiter,

immer.

Keine Zeit zum Schreiben gehabt, zwei Jahre lang?

Natürlich war Zeit zum Schreiben da.

Hin und wieder hab ich auch geschrieben,

ein paar Seiten, an meinem Roman Projekt,

dann wieder verworfen, dann wieder neu geschrieben .., dann wieder gekürzt, dann wieder weiter geschrieben …

scheint ein Ewig-Projekt zu werden..

„mühsam ernährt sich das Eichhörnchen“,

aber ich bleibe dran,

bin weiter auf dem Weg.

Zeit zum Blog schreiben wäre auch gewesen, jedoch fehlte wohl die Ruhe,

weil das Hirn stets mit anderem beschäftigt,

mit den kleinen Dingen des Alltags,

sowie mit den größeren,

große Wogen, Wellen, die einen zu verschlucken drohen,

sich dann doch wieder glätten,

immer wieder Auf und Ab,

dazu, mal wieder, arbeitslos,

sich fallen lassen,

wieder aufstehen, Mund abputzen,

weiter gehn,

auf dem Weg bleiben

und schnell wieder einen neuen Arbeitsplatz gefunden, also,

alles gut.

Und bin mittlerweile „Wally allein zuhaus“,

meine beiden Kinder flügge geworden, ausgezogen,

haben sich jeweils ihr eigenes Nest gebaut, so soll es sein,

das Leben stellt die Weichen neu.

… die Wohnung wirkt jetzt so groß,

„meine“ Wohnung zu sagen, kommt mir noch nicht gut über die Lippen,

weil es so lange Zeit

„unsere“ Wohnung

war,

noch unsicher mit der neuen Situation, aber

neue Freiräume die sich für mich nun auftun,

der so lange verdrängte,

aber doch heimlich gehegte Traum,

er will verwirklicht werden,

mein eigenes Schreibzimmer mit kleiner Bibliothek

.. Spannend, bunt und neu

fühlt es sich an

pur das Leben.

Und weiter auf dem Weg,

mit der Zeit als treuem Begleiter,

mit der Zeit, die mich voran bringt,

mich bewegt,

auch wenn ich denke still zu stehen,

mit der Zeit, auf

meinem

Weg.

Immer.

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Bewegung

Offensichtlich habe ich wieder einmal längere Zeit vergessen, dass ich ein Weblog habe. Und ich gebe zu, ich hab mich ziemlich erschreckt, als ich heute hier rein kam und das Blog noch in Weihnachtsstimmung vorfand. Es war mir nicht bewusst, dass ich so lange nicht hier war. Auch wenn das Weblog still stand, so hat sich mein Leben natürlich dennoch weiterbewegt.

Nach langer, selbst auferlegter Abstinenz des belletristischen Schreibens, habe ich im letzten Jahr spontan ein Schreibprojekt begonnen, ich nenne es mein „Just-for-fun“ – Projekt. Ein Kurzroman soll es werden, ca 90 Seiten, ein einfacher simpler Liebesroman, ohne großen Anspruch, rein unterhaltend. – Ich schreibe völlig ohne zeitlichen Druck und  Zwang, nur wenn ich wirklich Lust drauf habe. Manchmal Monate lang kein einziges Wort, manchmal in zwei Stunden sechs Seiten in einem durch. Ziel ist nicht das fertige Werk später zu publizieren, Ziel ist : „es zu tun“ , es zu schreiben.

Vieles im Leben können wir durch „einfach tun“ positiv beeinflussen, ändern, wenn wir es möchten, manches lässt sich nicht beeinflussen, kann man eher nur „aussitzen“, bis es sich von selbst verändert, und einiges müssen wir leider als gegeben hinnehmen, weil es nicht zu ändern ist.

  • Ich bin in diesem Jahr 55 Jahre alt geworden. Das ist nicht zu ändern, nehme ich als gegeben hin, es ist eben so, wie es ist. Und ich habe auch kein Problem damit. Im Gegenteil. Ich bin innerlich gereift innerhalb des letzten Jahres. Ich grüble nicht mehr ständig über Dingen, die ich eh nicht ändern kann, lebe wieder mehr im Hier und Jetzt. Und das tut mir gut.
  • Zu Beginn 2015 musste ich einige Monate Arbeitslosigkeit „aussitzen“, ehe eine Bewerbung erfolgreich war. Seit 1 Jahr bin ich nun wieder in Arbeit, in einem Versandhandelsunternehmen beschäftigt, kommissioniere und verpacke Aufträge. Mein Jahresvertrag ist vor kurzem um ein weiteres Jahr verlängert worden. Das freut mich sehr. Ich arbeite sehr gerne dort.
  • Ich bin innerlich ruhiger, gelassener geworden, bin zufrieden. Dennoch spüre ich momentan den Wunsch nach Veränderung. Inwiefern kann ich selbst nicht deuten. Es fühlt sich an, wie eine Art von Unrast, einem Drang mich mehr  bewegen zu müssen, zu wollen, verbunden mit Neugier auf Erkundung, doch in welche Richtung, ist mir noch nicht klar.

… und ich grüble auch nicht darüber nach, lasse dem Gefühl einfach seinen Raum, sich zu entfalten, zu entwickeln. Genieße es generell Bewegung  zu spüren, in welcher Form auch immer, denn sich bewegen heißt leben. Leben ist Bewegung.

 

 

 

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Weihnachtsgrüße

Ich wünsche euch allen ein besinnliches Weihnachtsfest

und einen guten Start ins neue Jahr.

Gesegnete Weihnachten

Liebe Grüße,

Wally

 

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Draußen

Obwohl ich den Balkon nicht betrete, sondern vorm äußeren Rahmen der geöffneten Küchentür rauche, spüre ich, trotz Steppjacke an, sofort die nasse Kälte vom Scheitel bis in die Zehenspitzen kriechen. Eklig, ´uselig´ ist das Wetter heute. Gestern war es auch kalt, aber anders kalt, es ´roch nach Schnee´, war trocken-kalt. Das fand ich angenehmer.

Meine Balkonpflanzen sind nun unansehnlich braun geworden, nur die Petunien grünen noch. Im Frühjahr werde ich alle Balkonpflanzen zurückschneiden, vielleicht habe ich Glück und sie erwachen noch mal in Grün und Blüte… Und vorher muss ich den Balkon aufräumen, die Stürme der letzten Wochen haben Spuren hinterlassen, ich werde einiges entsorgen müssen… Zeit hätte ich genug, um hier klar Schiff zu machen .. aber .. nun, ja…vielleicht am Wochenende, oder nächste Woche, oder … seufz

Es macht nicht wirklich Spaß im Winter draußen zu rauchen. Doch seit wir im letzten Sommer drinnen längst fällige Tapezier- und Anstricharbeiten durchgeführt hatten, erklärten wir die Wohnung zur nikotinfreien Zone. Seitdem rauche ich zuhause nur noch auf dem Balkon.  .. Zugegeben, es fiel mir nicht leicht, von jetzt auf gleich mein Rauchverhalten so drastisch umzustellen. Es war in den ersten Wochen ein steter innerer Kampf, es durchzuhalten. Doch seither ist ein halbes Jahr vergangen, und ich rauche  immer noch nur auf dem Balkon. Bin sehr stolz auf mich, diesen Kraftakt geschafft zu haben. – Und nun soll, jüngsten Pressemeldungen zufolge …. eventuell auch noch das Rauchen auf dem heimischen Balkon verboten werden? Ja, hallo?  Gehts noch?

Erst werden wir aus sämtlichen öffentlichen Räumen zum Rauchen nach draußen geschickt, in manchen Städten muss man sich sogar draußen in einen markierten Kreis zum Rauchen stellen, wie ein Aussätziger .. innerhalb der Mietwohnung darf nur noch geraucht werden, wenn gewährleistet ist, dass kein Hauch von Zigarettenrauch ins Treppenhaus dringt, und nun sollen wir auf dem Balkon auch nicht mehr rauchen dürfen? – Ich versteh die Welt nicht mehr. Als Raucher wird man immer weiter ins Abseits gedrängt, drinnen wie draußen stehen wir „draußen“.

Die Zigarette ist aufgeraucht. Meine Finger sind nun steif vor Kälte, die Zehen auch. Ein Tässchen Kaffee wär jetzt schön… schnell die Küchentür zu, Jacke aus. Wieder rein ins Warme. …

ach .. wenn doch schon wieder Frühling wär … sehnsüchtig guck

 

 

 

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Festgefahren

Der Verstand sagt Ja

Der Bauch sagt Nein, so nicht

ich hasse es in diesem Zwiespalt zu sein

wieder mal

festgefahren.

Das Leben ist kein Wunschkonzert,

bin bodenständig genug

dies mit einzubeziehen

in meine Gedankengänge

– doch wo liegt meine Grenze

der Akzeptanz,

Toleranz

ist da noch Raum nach oben, oder

bin ich an der Grenze angekommen, oder ..

bin ich schon darüber hinaus

…Ellbogen ausfahren und kämpfen?

mein Verstand sagt Ja

mein Bauch sagt Nein, so nicht

– festgefahren.

 

 

 

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The days after * * * *

Am Tag danach erwachte ich mit einem Lächeln im Gesicht, einem Unfassbarkeit-Gefühl im Hirn und großer Freude im Herzen. Es ist noch die Nachwirkung der langen Fußballnacht, dachte ich.
Doch auch heute, am zweiten Tag danach, ist mir das freudige Lächeln noch wie eingebrannt. Eine solche Nachhaltigkeit der Freude habe ich in meinem bisherigen Leben selten erlebt.
Deutschland ist Fußball – Weltmeister, nach 24 Jahren ist es endlich wieder geschafft, zum vierten mal, unfassbar die Freude über den vierten Stern  * * * *  🙂 . Und wir können sagen: wir waren dabei, wir haben es miterlebt.

… Einfach herrlich mit anzusehen, wie unsere Weltmeister gerade ihren Siegeszug durch Berlin fahren, jetzt sind sie gerade am Brandenburger Tor angekommen. ..

König Fußball hat es geschafft: Deutschland jubelt, Deutschland feiert, vereint in der Freude. Es ist unwirklich, fantastisch, was in Berlin nun abgeht.
Danke an unser deutsches Fußballteam, für dieses wunderbare Gefühl! 🙂

… und sorry für diesen Überschwang hier im Blog, aber ich musste das einfach schnell hier raus lassen. Denn so lang, lang ists her, ich hatte nicht mehr dran geglaubt, jemals noch mal einen deutschen WM Titel miterleben zu dürfen.

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Zu Gast bei Sarah „im Dunkeln“

Schmaler Eingang doch, trotz der Enge, Charakteristik pur. Erstaunt weiten sich meine Augen. 70er Jahre Feeling streichelt mich.
Ein Mann steht in der Enge des kurzen Flurs, lächelt uns an. Erst jetzt sehe ich das Pult hinter dem er steht – und das kleine Schild mit Eintrittspreis, so unscheinbar daran befestigt, als wolle es die Atmosphäre nicht stören. Ich entrichte für mich und meine Tochter den Obulus zum Eintritt. Dann gehen wir ein paar Schritte weiter.

Links geht es in eine Art Vorraum. Wir gehen hinein. Der Raum ist klein , mit Couch, Tisch , ein paar Stühlen, Kühlschrank, und die Atmosphäre des Eingangs setzt sich hier wunderbar nahtlos fort.
Wir begrüßen Sarah. Doch zum Plaudern bleibt nicht viel Zeit. Denn wir sind spät dran, wegen dem ungeahnt langen Fußmarsch vom Auto bis zum Aachener „Leerzeichen“ . Nur noch fünf Minuten bis zum Beginn der Lesung. Wir haben Durst, besorgen uns als erstes was zu trinken. Ich muss noch schnell die Toilette aufsuchen. Sarah zeigt mir , aus der Tür raus links, geradeaus, sind nur ein paar Schritte.

70er Jahre Feeling auch hier im kleinen Toilettenraum, eine Art „Checkpoint-Charlie“ Ambiente, geht mir spontan durch den Kopf, interessiert, neugierig rast mein Blick über die Wände, gerne würde ich die Fotos, Postkarten, genauer betrachten, doch die Zeit drängt. Schnell gehe ich zum Vorraum zurück.

„Ich werde heute nur zwei Geschichten lesen“, klärt mich Sarah auf, „aber beide dauern jeweils ca 40 Minuten, zwischendurch mit kleinen musikalischen Pausen.“ Ich bin gespannt. Wir betreten nun den angrenzenden kleinen Leseraum. Nachdem alle ca 20 Gäste einen Sitzplatz eingenommen haben geht es los.

Sarah sitzt vor den Stuhlreihen links an einem kleinen, schlichten Lesetisch, rechts von ihr ein größerer Tisch, dunkel abgedeckt, dort sitzt der junge Mann, der ihre Geschichten mit Tontechnik untermalen wird. Hinter den Beiden ein großes Fenster, es nimmt die ganze Wandbreite ein. Einem Schaufenster ähnlich, gibt es von außen den Blick nach innen frei … aber ebenso auch von innen, den Blick nach außen … so dass die hohen, eng aneinander gebauten alten Häuser und die schmale Straße sich wie ein Kulissenbild hinter Sarah und dem Musiker einfügen, vervollständigt durch die schlichte Fensterdekoration zum Lesemotto „Im Dunkeln“ – eine beeindruckende Atmosphäre geschaffen schon bevor das erste Wort gelesen ist. Klasse.

Es ist kurz nach 20 Uhr. Das große Fenster durchflutet den kleinen Raum noch mit hellem Tageslicht. Doch die Helligkeit nehme ich schon bald nicht mehr wahr …

Sarah führt uns mit Worten in eine Höhle, erst noch mit kargem Lichtschein, doch schon bald wird es düster, dann stockdunkel, schaurig, spannend, verwirrend. Durchgehend untermalt vom Musiker mit gekonnter Tontechnik und hoher Intensität, Respekt vorm Text und viel Gefühl zum Detail – so dass ich auch während der hin und wieder eingeschobenen ein bis zwei minütigen Lesepausen weiterhin in der Höhle gefangen bleibe, den Schauplatz nicht verlasse.
Als Sarah uns am Ende der Geschichte aus dem Dunkel der Höhle wieder sanft zurück ins Licht zieht, fühle ich mich wie „gerettet“, der quälenden Finsternis entkommen, wieder geborgen im Licht. Und nicht nur vor meinen Augen ist es wieder hell – auch der Inhalt der Geschichte lichtet sich nun, die Pointe klar und deutlich, erst jetzt am Ende .. typisch für Sarahs Schreibstil,  gekonnt gewebt.

Nun gibts erst mal eine kurze Pause. Die einen bleiben sitzen, die anderen stehen auf, frische Getränke holen, bißchen die Beine vertreten. Ich nutze die Pause um noch mal „Checkpoint-Charlie“ aufzusuchen, erledige nicht nur mein dringendes Bedürfnis, sondern lasse meinen Augen gleichzeitig freien Lauf beim Betrachten der Wände, deren Behang mich schon beim ersten Aufsuchen so neugierig machte.

Bald geht es weiter, der zweite Teil der Lesung beginnt.

Nach dem Abenteuer in der Höhle führt Sarah uns in völlig anderes Terrain: in die entspannte Ruhe eines Schlafzimmers. Dass die Geschichte nicht in dieser anfänglichen Entspanntheit ihren Gang nehmen würde, ist uns Zuhörern natürlich klar. Doch der Verlauf der Geschichte hat uns , denk ich, alle überrascht. Und wer vorher dachte, dass „Im Schlaf“ nicht wirklich viel passieren kann, wird nun von Sarah eines Besseren belehrt.

Wellenartig zieht sie uns von einer Turbulenz in die nächste, mal amüsant, mal schockierend. Vom Musiker wieder feinfühlig in allen Ebenen begleitet. Mit einem völlig unerwarteten Ausgang der Geschichte, der mir im Moment das Herz stocken lässt.

Die Lesung ist zu Ende. Applaus füllt nun den kleinen Raum.

Applaus für die Autorin, ihre Geschichten, ihre super Vortragsleistung, Applaus für den Musiker, seine intensive, sensible Tonbegleitung, Applaus für die stimmige Räumlichkeit, die Atmosphäre … hier hat wirklich alles gepasst. Respekt.

Meine Tochter ist ebenso begeistert wie ich. Für sie war es ein erstes Eintauchen in eine andere (Lese-) Welt, und sie fand es „so anders, irgendwie merkwürdig und doch voll cool“ . Und wir sind uns einig: wenn es zeitlich möglich ist, sind wir bei Sarahs nächster Lesung gerne wieder dabei.

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Carpe diem

In jungen Jahren erschienen mir Menschen über 50 unendlich alt. Was haben die noch vom Leben? fragte ich mich, glücklich, noch weit von diesem Alter entfernt zu sein, mir diese Frage für mich noch nicht stellen zu müssen.

Als ich 50 Jahre alt wurde, stellte ich mir jedoch diese Frage gar nicht, denn das war nicht nötig – sie hatte sich von selbst beantwortet, im Laufe der Zeit: was man vom Leben `noch hat´ , begründet sich nicht am Alter der Lebensjahre, sondern findet im Kopf und im Herzen statt. Und dies entscheidet jeder für sich selbst. Mir ist an mir aufgefallen, dass sich meine Lebenseinstellung in den letzten Jahren einfach so geändert hat, unbewusst.

„Carpe diem“ – nutze den Tag, lebe ich nun bewusster … auf meine eigene Weise. Setze mir Prioritäten jeden Tag neu, ärgere mich aber nicht mehr, wenn mich die „Verschieberitis“ heimsucht, sondern lasse sie gewähren. Meine Freizeit verbringe ich überwiegend mit Entspannung, nur noch zu etwa dreißig Prozent mit `dringend nötigen Erledigungen´, lästige Hausarbeit regle ich zwischendurch – … als kleine Pausen zwischen meinen Entspannungsphasen … was andersherum wohl eher üblich ist, vielleicht ist es auch sinnvoller innerhalb der Hausarbeit kleine Entspannungspausen einzulegen, aber ich mache das eben andersrum. .. – okay, ich war noch nie „üblich“, kein Regel-Mensch, aber hab lange gebraucht, um dazu zu stehen. Heute kann ich das. Und ob die Hausarbeit am Stück oder scheibchenweise erledigt wird, entscheide ich eben jeweils aus dem Moment heraus, ich kann damit gut leben.

Mir ist die seelische, körperliche Entspannung nun zur obersten, feststehenden Priorität geworden. Mag sein, dass es das Leben selbst war, dass es mich erkennen gelehrt hat, durch die Turbulenzen der letzten Jahre, eine Achterbahnfahrt, mit mehr Kurven, als ich manchmal ertragen konnte, überwiegend nach unten fahrend, selten ein Stück nach oben, kaum eine Chance mal ruhig durchzuatmen. – So genieße ich heute jede Möglichkeit zur Entspannung. Im Bewusstsein, wie wertvoll ruhige Zeiten sind. Bin dankbar dafür.

Dankbar auch dafür, heute meinen 53. Geburtstag erleben zu dürfen. Ja, dankbar, tatsächlich. Noch nie hab ich mich über meinen Geburtstag im Innersten so gefreut, wie heute, so als hätte ich eine Hürde genommen, etwas Besonderes erreicht. Ein neuartiges Gefühl für mich. Basierend auf dem Gedanken, dass viele Menschen ihren 53. Geburtstag nicht mehr erleben dürfen, vorher sterben, durch Unfall oder Krankheit. Eine Erfahrung, die ich in den letzten Jahren, im Bekanntenkreis, leider mehrfach machen musste.

Carpe diem .. nutze den Tag …

Heute ist wenig Wind draußen, angenehmes Wetter. Auf dem Balkon schwingt die Wäsche sanft und entspannt vor sich hin. Meine Balkonpflanzen hängen voll mit Knospen! Herrlich, schön. Alles noch Pflanzen vom letzten Sommer, durch den milden Winter haben alle überlebt… Mit guten Bedingungen kann auch das Schwache wieder stark werden und erneut in Schönheit erstrahlen.

Die Sonne scheint gerade, so schön glitzernd und warm … nicht nur mein Gesicht lächelt, sondern auch meine Seele

nanu .. nun verschwindet die Sonne schon wieder, starker Wind setzt ein

… doch mein Lächeln bleibt 🙂

… Carpe diem

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Wo ein Ende, ist immer auch ein Anfang

Das Blog verwaist

Das Hirn so schwer

Nun halt Papier geduldig still

weil ich heut was schreiben will

…….  ……  …..  …….  ……..  ….

Die Weihnachtsfeiertage stehen vor der Tür, das Jahr 2013 neigt sich dem Ende zu. Natürlich gab es auch schöne Momente. Überwiegend aber war das Jahr für mich geprägt von quälenden Ängsten und Sorgen, Verzweiflung, und war , und ist für unsere Familie durchzogen von tiefer Trauer um zwei liebe, sehr nahe stehende Menschen, die in diesem Jahr unerwartet im Abstand von wenigen Monaten von uns gegangen sind, und die wir schmerzlich vermissen.

Ich spüre in den letzten Tagen sehr, wie die Last des gelebten Jahres mich zerdrücken will, an Körper und Seele, und denke: gut, dass dieses Jahr nun bald vorbei ist, denn

wo ein Ende, ist immer auch ein Anfang, auch wenn es weh tut.

Auch wenn Schmerz und Trauer des alten Jahres mich noch in den Start begleiten werden, so wird der Beginn des neuen Jahres dennoch auch ein Gefühl von Leichtigkeit bringen, die alles Neue mit sich bringt. Ein neues, junges  Jahr, dem ich entgegensehe mit

.. Zuversicht, dass unsere Familie auch wieder Freude erleben wird,

.. Hoffnung, dass die Rückentherapie, die ich ab Januar kriege mir vielleicht anhaltende Schmerzlinderung und wieder mehr Beweglichkeit verschafft

.. Neugier, auf meinen neuen Arbeitsbereich, der mir endlich den lang erhofften Arbeitsvertrag beschert hat, geltend ab Februar, wenn auch nicht so formuliert, wie ich es mir erhofft hatte. Aber Sicherheit gebend, das es weiter geht,

– und ebenfalls sehe ich dem neuen Jahr entgegen

… mit dem unerschütterlichen Glauben daran, dass die Sonne immer wieder scheinen wird.

In diesem Sinne für euch alle

Frohes Fest : 0

und einen guten Start ins neue, junge, noch unbeschriebene Jahr 2014.

 

 

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